22. September: Kirche und Politik in den USA – Vortrag im Jakobi-Treff „Kirche und Welt“

 

Nach sechs Monaten Corona-Pause ist auch der Jakobi-Treff „Kirche und Welt“ wieder mit seiner Vortragsreihe gestartet.

Ausnahmsweise an einem Dienstag statt wie üblich am vierten Mittwochs im Monat war das Thema im September  „Kirche und Politik in den USA“; Referent war  Pfarrer Andreas Müller, Schulreferent des Kirchenkreises Unna und langjähriges Mitglied des landeskirchlichen Partnerschaftsausschusses mit der United Church of Christ in Ohio, Indiana und Kentucky.

 

Zu Beginn seines Vortrags erzählte Müller, wie sehr ihn die Rede von Martin Luther King am 4. April 1963 als junger Mann beeindruckt habe. Er verglich sie mit dem Buch Jesaja 25, 8-9 und machte damit deutlich, dass Religion dort eine wichtige Rolle gespielt habe, um für Freiheit und die Gleichstellung von Schwarzen und Weißen zu kämpfen. „Um zu sehen, welche Rolle Kirche in der Politik der USA spielt, muss man allerdings nicht ganz so weit in die Vergangenheit blicken“, sagte Müller im Anschluss und verwies auf das Foto von Donald Trump, welches er vor der National Cathedral in Washington im Zuge seines Wahlkampfes gemacht habe. Durch dieses Foto hätte es einen großen Riss in der Kirche der USA gegeben, betonte der Referent. Viele Bischöfe seien empört über diese Aktion gewesen und werfen Trump vor, er habe Gott und die Kirche für sich ausgenutzt. Andere Geistliche wiederum hätten Trump und seine Aktion verteidigt, führte Müller weiter aus. „Trump spaltet die Kirche sehr stark. Das Verhältnis von den Kirchenmitgliedern, die zu ihm halten und denjenigen, die sich gegen ihn aussprechen, liegt bei 50:50“, bekräftigte er.

 

Warum die Kirche, was die Politik von Trump anbelangt, so gespalten ist, verdeutlichte Müller anhand eines Tortendiagramms. Dies zeigt, dass die evangelische und katholische Kirche in den USA in viele kleinere Religionsgemeinschaften geteilt sind. „Diese Gemeinden sind für viele Amerikaner wichtiger als die Kirche selbst. Bei einem Gemeindetreffen auf lokaler Ebene können schon mal bis zu 60.000 Mitglieder zusammenkommen“, erzählte Müller. Es seien vor allem diese Gemeinden, die Trump wählen und homophobe und rassistische Tendenzen haben, betonte er. Die Menschen jedoch, sage Müller, die sich zur Kirche bekennen und keiner untergeordneten Gemeinde angehören würden, seien eher Gegner von Trump und würden die demokratische Partei unterstützen.

 

In einer abschließenden Fragerunde brachten einige der zahlreichen Besucher der Veranstaltung ihre Sorge zum Ausdruck, dass der gegenwärtige US-Präsident wiedergewählt werde könne und dieser die USA durch Rassismus und Gewalt noch mehr spalte, als es ohnehin schon der Fall sei. Auf die Frage, welche Rolle die Kirche dort einnehmen müsse, antwortete Müller, „Egal, wer die Wahl gewinnt, die Kirche muss die Wahrheit aufdecken und Wege für einen gemeinsamen Dialog suchen und finden“.

 

Insgesamt machte der Vortrag deutlich, dass es „Die Kirche“ in den USA nicht gibt, dass aber andererseits der Anteil, der Bevölkerung, der sich aktiv zum Christentum bekennt, deutlich größer ist als in Deutschland. Müller macht auch deutlich, dass es bei der Frage nach der  Wiederwahl von Donald Trump nur auf wenige Staaten ankommt „Achtet auf Ohio!“ so Müller.

 

Am Ende dankten die zahlreichen Zuhören mit herzlichem Applaus und Karl Wilms als Vertreter der Organisatoren bedankte sich seinerseits beim den Teilnehmern für die vorbildliche Einhaltung der Corona-Regelungen und wünschte allen Teilnehmern einen gesunden und sicheren Heimweg.