Mittwoch, 25. September: "Kirche und die digitale Transformation" im Jakobi-Treff "Kirche und Welt"

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Mittwoch, 25. September: "Kirche und die digitale Transformation" im Jakobi-Treff "Kirche und Welt"

# Webseiten-Migration

Mittwoch, 25. September: "Kirche und die digitale Transformation" im Jakobi-Treff "Kirche und Welt"
Referent Bernd Tiggemann im Gemeindehaus Jakobi

Referent Bernd Tiggemann im Gemeindehaus Jakobi

"Kirche und die digitale Transformation“ so lautete das genaue Thema des Jakobi-Treffs "Kirche und Welt" im September.

Als Referent konnte Karl Wilms diesmal Bernd Tiggemann, Leiter der Stabsstelle Kommunikation im Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Westfalen, begrüßen.

Tiggemann führte aus, dass laut letzter Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung Gemeindemitglieder nach wie vor große Berührungsängste mit dem Internet hätten. Kirchliche Entscheider seien in der Regel nicht netzaffin. Kirchliche Gremienarbeit fände ohne den Einsatz moderner Technik statt. Twitter und Facebook kennt man bestenfalls vom Namen her. Es klaffe eine Riesenlücke zwischen der kirchlichen und der gesellschaftlichen Realität. Zwar möchte die  Kirche die Menschen erreichen, scheinbar sei aber der Datenschutz wichtiger als Verkündigung. „Wir stecken viel mehr Geld und Zeit in den kirchlichen Datenschutz als in medienpädagogische Angebote“, erläuterte Tiggemann. 

Digitalisierung wirke sich direkt auf religiöse Vollzüge aus: Smartphones bei Trauungen seien selbstverständlich, er stoße auf Konfirmanden, denen das Smartphone in der Hand festgewachsen zu sein scheine. Die Dominanz von Bewegtbildern statt Texten führe auch zu veränderten Hör- und Sehgewohnheiten: „Wenn die Aufmerksamkeitsspanne auf eine Minute 30 sinkt, kommt einem eine 20- minütige Predigt dann wie eine Ewigkeit vor“.

Es sei ein Mythos der kirchlichen Entscheider, über Social Media könne Kirche  mit jungen Menschen in Kontakt kommen. Fakt sei, dass junge Menschen in Ruhe gelassen werden wollen und sich ihre Inhalte bewusst selbst aussuchen:  Beauty-Channel, Prank-Videos (Scherz-Videos mit teils bösartigen, boshaften und schadenfrohen Charakteren), Musik-Videos, Instagram und soziale Netzwerke, mittlerweile mehr Snapchat als Facebook.

Digitalisierung stelle Fragen an die Theologie, auf die es (noch) keine Antwort gebe: Kann ein Roboter einen gültigen Segen spenden? Ist es möglich, bei Twitter oder Facebook einen Gottesdienst zu feiern? Wenn ja, wie ist es dann mit dem Abendmahl? Ist eine Ferntaufe mit Virtual Reality eine gültige Taufe? Die Diskussionen seien ähnlich der Fragestellung vor rd. 50 Jahren bei der Einführung von Rundfunk- und Fernsehgottesdiensten und würden auf den unterschiedlichen Ebenen kontrovers geführt.

Die mit der Digitalisierung einhergehende Veränderung von  Kommunikation und Arbeitswelt mit Beschleunigung und Verdichtung von Arbeit und dem Anspruch an permanente Erreichbarkeit mache auch vor der Kirche nicht halt. Da sich die Technik deutlich schneller ändere als die Organisationen, werde das häufig als Kontrollverlust wahrgenommen. Strukturen und Prozesse werden auf den Kopf gestellt. Tiggemann: „Dafür ist eine neue hierarchiefreie Kultur des Miteinanders erforderlich. Das gilt auch für die pastorale Identität und erfordert eine grundlegende theologische und interdisziplinäre Reflexion und kritische Begleitung des digitalen Wandels“.

Dabei müsse sich Kirche aktiv in den Diskurs einbringen: Wie verändert die Kommunikationskultur des Netzes (kurz, schwarz-weiß) das Verkündigungsverständnis? Wie nehmen Power-User Predigten wahr? Wie verändern digitale Werkzeuge individual-religiöses Alltagsleben? Was gibt es zur digitalen Spaltung der Gesellschaft zu sagen? Was zu den Arbeitsbedingungen in einer Industrie 4.0? Und was ist mit den Menschen, deren Arbeitsplätze durch die digitale Transformation wegrationalisiert werden? Sollte Kirche in den sozialen Medien als Seelsorgerinnen und Seelsorger präsent sein?

Die anschließende Diskussion zeigte, dass viele Handelnde in der Kirche geprägt sind von Abläufen des 20. Jahrhunderts, die Antworten auf die Fragestellungen und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts aber erst noch erarbeitet werden müssen, auch wenn es schon viele Mut machende Ansätze gibt.

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